DIE GESCHICHTEN DER MÄNNER DES 28. OKTOBERS

Man schreibt das Jahr 1918 und durch den vierjährigen erschöpfenden Krieg ist die österreichische Armee spürbar von der Versorgung und Ausfuhr von Lebensmittel aus Tschechien abhängig. Diese Karte nutzte der Landeswirtschaftsrat unter der Führung von Anotnín Švehla, der sich bemühte vor der kaiserlichen Monarchie den Vorratsbestand geheim zu halten und zu Hause die möglichst größte Menge zu halten. In der Reaktion auf diese Krisensituation wurde durch den sozialistischen Rat am 14. Oktober 1918 eine allgemeine Arbeitsniederlegung erklärt und in der Stadt Písek ein Flugblatt zur Entstehung der Republik verbreitet. Während des Putsches wurden die Symbole der Monarchie niedergerißen und in der Stadt wehten Trikoloren. Noch am selben Tag wurde jedoch die Erklärung der Republik verschoben, die revolutionäre Menschenmenge hat sich zerstreut und in die Stadt kam eine Militärabteilung von ungarischen Soldaten. Einige der Anführer des sozialistischen Rates wurden anschließend verhaftet. Dank dem hielt die sterbende Monarchie weitere 14 Tage durch.

Die stürmische Aktion der tschechischen (tschechoslowakischen) Öffentlichkeit erreichte ihren Hohepunkt am 27. Oktober 1918. An diesem Tag äußerte sich nämlich Österreich-Ungarn bereitwillig, über Friedensbedingungen zu verhandeln, die den ersten Weltkrieg beenden wurden. Dieses rasante Zugeständnis der österreichischen kaiserlichen Regierung legten sich die Menschen in Prag als Ende der Monarchie aus und sie sind auf die Straße hinausgekommen.

In den Morgenstunden am Tag des Putsches und der Revolution am 28. Oktober übernahmen Antonín Švehla und František Soukup im Namen des Nationalkomitees das Getreide-Institut, um die Abfuhr des Getreides an die Front zu verhindern.

Anschließend wurde die Nachricht über die Anerkennung der Friedensbedingungen durch Österreich-Ungarn verbreitet. Um die 11. Stunde am Vormittag erschien dann Isidor Zahradník am Wenzelsplatz bei der Statue von Wenzel von Böhmen spontan vor der Menschenmenge  und sprach den Satz aus, den man für die Erklärung des selbstständiges Staates hielt: „Wir sind frei. Hier bei den Treppen der Denkmäler des tschechischen Fürsten Wenzel von Böhmen schwören wir, dass wir uns dieser Freiheit würdig erweisen und sie mit unseren Leben beschützen wollen.“

Für den Abend gab das Nationalkomitee das erste Gesetz über die Errichtung des selbstständigen Staates aus. In den Vorstand des Nationalkomitees wurden Vavro Šrobár, Alois Rašín, František Soukup, Antonín Švehla und Jiří Stříbrný gewählt.

Schon am Vorabend veröffentlichte das Nationalkomitee das erste Gesetz für den neuen Staat: Űber die Errichtung des selbstständigen tschechoslowakischen Staates. Unterzeichnet wurde es von dem berühmten Oktober-Fünf und Tomáš Garrigue Masaryk  bereitete sich dank diesem Impuls auf die Rückkehr aus unfreiwilligem Exil vor.

Antonín Švehla (1873 – 1933)
Ein Landmann und dreimaliger Premierminister. Der Geborener von Hostiwar Švehla war ein erlernter  Müller, verdiente jedoch den Lebensunterhalt durch Wirtschaft. Er war ein Landesabgeordneter und Vorsitzender der Agrar-Partei. Während des ersten Weltkriegs gelang er an die Spitze der Widerstands-Mafia und letzten Endes auch des Nationalkomitees. In dieser Funktion unterschrieb er dann das Gesetz über die Entstehung der Tschechoslowakei. Er war der 1. Innenminister und seit dem Jahr 1922 der Vorsitzende von insgesamt drei tschechoslowakischen Regierungen. Aus Respekt zu TGM lehnte er die Kandidatur zum Präsidenten ab und wegen des verschlimmerten Gesundheitszustandes zog er sich im Jahr 1929 aus der Politik zurück. Man sagt sogar, dass man nach seinem Tod in seiner Schublade seinen ganzen Lohn als Premierminister fand. Für Švehla, den der Bauernhof ernährte, spielte das Geld keine besondere Rolle und er hat es stets in die Schublade reingesteckt.

František Soukup (1871 – 1940)
Anwalt und Publizist. Am Anfang des tschechoslowakischen Staates übte er das Amt des Justizministers aus. Er wurde zu einem der bedeutendsten Mitglieder der sozial-demokratischen Partei, und letzten Endes ein Abgeordneter des Reichsrates. Während des 1. Weltkrieges war er ein Mitglied der Widerstands-Mafia und dank seiner Unvorsichtigkeit, war während der sgn. Knopf-Affäre ein deutlicher Teil des Widerstands-Netzwerks aufgedeckt.  Er wurde gefangen gehalten und danach wurde er zum Justiziar des Nationalkomitees und einen der Veranstalter der Erklärung von Tschechoslowakei. Hier bekleidete er das Amt des Justizministers.

Alois Rašín (1867 – 1923)
Der Sohn eines Bäckers und Politikers, erlernte Jurist und auch ein zum Tode Verurteilter. Während des Studiums war er im Gefängnis im Prozess mit Omladina und nach dem Ausbruch des Weltkrieges wurde er zum Widerstandsmitglied der sgn. Mafia. Deswegen wurde er zum Tode verurteilt, wobei er das Urteil angeblich mit einem Lächeln im Gesicht annahm. Zum Schluss rettete ihn eine Amnestie. Er ist der Autor des Gesetzes über die Selbstständigkeit der Tschechoslowakei, in der er der erste Finanzminister war. Er war ein harter und kompromissloser Politiker und Architekt der Währungstrennung. Er unterlag den Attentatfolgen des Anarchokommunisten Josef Šoupal.

Jiří Stříbrný (1880 – 1955)
Der Besitzer einer Boulevard-Zeitung, Minister und Nationalist. Seine politische Karriere gelang in vollen Schwung im Jahr 1911, wann er zum Abgeordneten des Reichsrates gewählt wurde. Während des ersten Weltkriegs war er ein Mitglied des Widerstands und letzten Endes auch des Nationalrates. Er half die generelle Arbeitsniederlegung am 14. Oktober 1918 zu organisieren. Nach der Verhandlung mit dem Kommandanten der österreichischen Militärbesatzung in Prag zwang er die Armee, nichts gegen den Putsch am 28.Oktober zu unternehmen. In dem neuen Staat war er der Post- und Eisenbahnminister und zum Ende Verteidigungsminister. Er war ein großer Widersacher des Präsidenten Edvard Beneš.

Vavro Šrobár (1867 – 1950)
Ein Arzt und Politiker. Für seine urslawische Agitation wurde er in allen ungarischen Schulen verwiesen, und darum musste er sein Studium in Přerov abschließen. Dank dem gelang er unter den Einfluss von Masaryk und wurde zu seinem großen Unterstützer. Er siedelte sich als Arzt in der Slowakei an, wo er ebenfalls politisches Renommee aufbaute. Gerade er hat für die Slowaken das Gesetz über die Entstehung von Tschechoslowakei unterschrieben. Er war der slowakische Administrationsminister, später auch Gesundheits- und Schulminister.